Geschichte

Wie es zur Gründung des Wohnens mit Assistenz „Alte Schule Reitbrook“ kam und was daraus entstanden ist

Vorgeschichte

Unser Träger, die Pestalozzi-Stiftung Hamburg, leistet seit 1985 Eingliederungshilfen. Damals wurde im ehemaligen Kinder- und Jugendheim in Hamburg-Ohlstedt ein Heim für 16 Menschen mit geistiger Behinderung eingerichtet. Ab 2007 wandelten wir das stationäre Hilfsangebot mit wissenschaftlicher Begleitung der Uni Lüneburg in ambulant betreute Wohngemeinschaften (AWG) um. Von 2009 an richteten wir 6 neue Wohngemeinschaften ein, jeweils 3 – 4 Personen wurden in einer Wohnung betreut. Mittlerweile heißen die Angebote Wohnen mit Assistenz (WmA).

2013 gab der Träger das Grundstück in der Diestelstraße auf. Zum Teil zogen die Bewohner in neu angemietete Räumlichkeiten nach Tonndorf, in zehn Ein-Personen-Apartments mit Gemeinschaftsräumen. Die älteren und mit dem Stadtteil Ohlstedt verwurzelten Bewohner sind in der Region verblieben und fanden in einem Haus in der Straße Timms Hege, direkt in an der U-Bahn, ein neues Zuhause. Für fünf Personen mit einem besonderen Betreuungsbedarf haben wir im Wohnen mit Assistenz Alte Schule in Reitbrook ein neues Angebot geschaffen.

Geschichte Alte Schule ReitbrookEine übereinstimmende Erfahrung dieser Menschen ist, dass sie meist aufgrund der Besonderheit ihres Verhaltens ihren vorherigen Lebensort verlassen mussten oder wegen des zugeschriebenen Problemverhaltens erst gar kein Zuhause außerhalb des Elternhauses fanden. Auch wir waren in der bisherigen Betreuung an Grenzen gestoßen uns deshalb sicher, dass es ein neues und tragfähiges Konzept braucht, um ihnen gerecht zu werden. Dies haben wir entwickelt und mit der Fachbehörde abgestimmt. Der Träger kaufte die Alte Schule in Reitbrook und führte eine Kernsanierung des Gebäudes durch. Mit der Stadt Hamburg wurde eine entsprechende Leistungsvereinbarung abgeschlossen.

 

Im Oktober 2013 zogen die fünf Bewohner um. Vier weitere wurden nach und nach aufgenommen. Nun leben hier bei uns 9 Menschen zwischen 20 und 60 Jahren.

Verzögerungen

Während der Sanierungsarbeiten stellte sich überraschend heraus, dass das Dach erneuert werden musste. Die Baumaßnahmen verzögerten sich erheblich. Zum geplanten Einzugstermin war das Haus zwar so weit bezugsfertig, dass wir die ersten fünf Bewohner aufnehmen konnten, es mussten aber noch einige Baumaßnahmen durchgeführt werden, die sich über einige Monate hinzogen. Darüber hinaus hatten wir noch zwei große Wasserschäden, die es erforderlich machten, Bäder zu sanieren und Decken zu erneuern.

Alte Schule Reitbrook Garten

Ein schwieriger Anfang

Für die Bewohner war es anfänglich sehr schwierig, sich an die neue und ungewohnte Umgebung zu gewöhnen. Sie reagierten teilweise aggressiv und selbstverletzend, viele Gegenstände wurden zerstört. Raumschmuck wurde ebenfalls nicht akzeptiert. Die äußeren Bedingungen waren nicht immer optimal, es ist den Bewohnern aber zunehmend gelungen, sich mit Hilfe des Betreuungspersonals im neuen Umfeld einzuleben.
Das Team wurde ebenfalls Stück für Stück erweitert. Die Aufbauphase erstreckte sich bis Anfang 2016. Mittlerweile beschäftigen wir 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten. Die Pflege wird vom ambulanten Pflegedienst der Diakoniestation Bergedorf übernommen.

Neue Angebote wurden geschaffen

Trotz aller Anfangsschwierigkeiten ist es gelungen, nach und nach neue Angebote zu schaffen. Sie bieten den Bewohnern vielfältige Möglichkeiten, sich zu entwickeln und Anerkennung zu finden.
Hier ist insbesondere die Songwerkstatt hervorzuheben, die uns allen ein paar wirkliche „Highlights“ beschert hat (Filmdrehe, Publikumspreis Oberhausen, Fernsehen im Haus etc.)
Auch die Backwerkstatt ist sehr erfolgreich; wir beliefern momentan regelmäßig unsere Geschäftsstelle mit Keksen.

2017: "Ich bin hier" hat den Publikumspreis beim MuVi Award gewonnen.

Geteilt, was das „normale“ Leben ausmacht

Im Alltag können wir zunehmend beobachten, wie einige Bewohner zunehmend an Ruhe und Sicherheit gewinnen.
Wir haben in der Zwischenzeit viel über uns und über die Bewohner gelernt. Wir haben Phasen der Krankheit geteilt, Feste gefeiert, uns gestritten und wieder vertragen. Kurz: Zunehmend das geteilt, was das „normale“ Leben ausmacht.
Ein einschneidendes Erlebnis war der Tod eines Bewohners. Er hat viel Traurigkeit ausgelöst. Seine Mitbewohner und die Mitarbeiter konnten aber einen würdevollen Abschied gestalten. Ein weiteres wichtiges Ereignis war der Einzug eines neuen Bewohners. Er wurde herzlich empfangen, hat dies durch seine freundliche Art auch allen leichtgemacht.

Anbau Alte Schule ReitbrookMittlerweile gibt es ein neues Nebengebäude auf dem Gelände, in dem wir die bestehenden Angebote weiterentwickeln und neue entsehen lassen können.

Besonders glücklich sind wir, dass die Aktion Mensch und die anderen Spender dieses Vorhaben großzügig unterstützt haben.

Integration und Zusammenarbeit

Grillen Alte Schule ReitbrookStück für Stück ist es gelungen, Bestandteil der „Dorfgemeinschaft“ in Reitbrook zu werden. Einer unserer Bewohner arbeitet regelmäßig im Milchhof Reitbrook. Aus dieser Tätigkeit resultierte eine Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Ebenen.

Außerdem arbeiten wir mit regionalen Therapeuten (Logopädie, Physiotherapie, Lerntherapie) zusammen und pflegen Kontakte zu anderen regionalen Trägern der Behindertenhilfe.

Wir freuen uns immer über Unterstützung unserer Arbeit sowohl in Form von ehrenamtlichem Engagement als auch finanzieller Hilfen, glauben aber auch, dass die Menschen die hier leben und arbeiten eine Bereicherung für die Region sind.

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