Die Wohngemeinschaft

Zuhause sein

Zuhause sein bedeutet, einen sicheren Lebensort zu haben, der einerseits Rückzugsort ist, an dem sich jeder frei und seinen jeweiligen Bedürfnissen nach bewegen kann, ohne dass sein Verhalten bewertet oder korrigiert wird. Andererseits bedeutet ein sicheres Zuhause auch Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung, für Entdeckungen und Aktivität. Als der Ort, an den man immer wieder zurückkehrt, auf den man sich beziehen kann. Es bedeutet aber auch, eingebettet zu sein in das Leben der Wohngemeinschaft und des unmittelbaren Umfelds.
Zuhause-Sein heißt auch: Dazugehören.
Wir sehen es als unsere Hauptaufgabe an, den Bewohnern des Wohnens mit Assistenz zu ermöglichen, die Alte Schule zu ihrem Zuhause zu machen. Wir sind uns bewusst, dass sich die Menschen, die hier leben, diesen Ort nicht freiwillig ausgesucht haben. Umso wichtiger ist es, sie dabei zu begleiten und zu unterstützen, ihn sich immer mehr anzueignen. Wir sind uns ebenso bewusst, dass sie sich auch nicht die Menschen, die mit ihnen leben und arbeiten, frei aussuchen konnten.

Einfache Strukturen

Dies bedeutet für uns, dass wir uns dieser Grenze täglich bewusst sind und uns daher mit Reglementierungen und Verhaltenskorrekturen zurückhalten. Wir arbeiten ständig daran, die Strukturen der Wohngemeinschaft den Bedürfnissen der Bewohner anzupassen und unsere pädagogischen Interventionen zu hinterfragen. Gleichzeitig trägt eine klare und einfache Struktur des Tagesablaufes dazu bei, sich immer wieder orientieren zu können, um so Sicherheit zu gewinnen.
Die Struktur wird durch die regelmäßigen Mahlzeiten gewährleistet. Begonnen wird mit dem Frühstück, gegen 13 Uhr findet das Mittagessen statt, nachmittags gibt es eine kleine Zwischenmahlzeit und gegen 18 Uhr wird zu Abend gegessen. Sämtliche Mahlzeiten werden in der Wohnküche gemeinsam zubereitet und eingenommen. Die Bewohner werden je nach Fähigkeiten zur Beteiligung eingeladen, neugierig gemacht und manchmal auch überredet. Es wird aber niemals Druck ausgeübt.
Die Aktivitäten zwischen den Mahlzeiten bestimmen den Rhythmus des Tages. Der Vormittag ist durch Aktivität geprägt. Es finden die Angebote der Integrierten Beschäftigungsstätte statt, es wird eingekauft, gekocht, Wäsche gewaschen. Auch hausmeisterliche Tätigkeiten werden erledigt. Nach dem Mittagessen wird die Küche aufgeräumt. Danach gibt es die Möglichkeit zu ruhigeren Beschäftigungen wie lesen oder Bilder anschauen. Einige Bewohner ziehen sich dann auch gerne zurück. Um 14 Uhr beginnt der Spätdienst seine Tätigkeit. Die Zwischenmahlzeit wird vorbereitet, Obst wird geschnitten oder Kuchen gebacken. Der Nachmittag bietet Raum für unterschiedliche Aktivitäten wie lesen, musizieren, spazieren gehen oder im Garten schaukeln und die Beete pflegen und Gemüse und Ost ernten.

Einzelaktivitäten

Fahren mit dem DreiradZusätzlich finden dann auch Einzelaktivitäten statt, die hauptsächlich von den Bezugsassistenten begleitet werden. Dies können Termine bei Ärzten oder Therapeuten sein, ebenso wie längere Ausflüge, Besuche in der Bibliothek, Kaffeetrinken in der Stadt, gemeinsames Joggen oder Schwimmen. BastelnAuch innerhalb des Hauses werden Einzelangebote gemacht, z.B. Einrichten des Zimmers, Aufräumen oder einfach Zeit miteinander verbringen.
Der Abend ist von der Pflege geprägt, genauso aber auch vom entspannten Zusammensein beim Fernsehen, Vorlesen oder bei Gesellschaftsspielen. Das Erscheinen der Nachtbereitschaft gegen 21 Uhr vermittelt die notwendige Sicherheit, dass sich die Bewohner nach und nach in ihre Zimmer zurückziehen, sich dort noch beschäftigen oder auch schnell schlafen gehen.

Achtsamkeit

Die Mitarbeiter achten darauf, welcher Bewohner in einzelnen Situationen besondere Unterstützung benötigt. Auch wenn die beschriebene schlichte Struktur viel Sicherheit für jeden Einzelnen vermittelt, so ist zu berücksichtigen, dass das Zusammenleben mit verschiedenen Menschen für jeden immer wieder Herausforderungen mit sich bringt. Dies erfordert von jedem eine große Anpassungsleistung, die manchmal auch an ihre Grenzen stößt.
Ein Teil der WG-Bewohner hat aufgrund seiner Sozialisation und Behinderung große Schwierigkeiten, diese Anpassungsleistung dauerhaft zu erbringen, es mit sich selber auszuhalten, innerlich zur Ruhe zu kommen oder dem unmittelbaren Umfeld wirklich zu vertrauen. Bedürfnisse, Spannungen aber auch Ärger oder Widerstand werden oft unmittelbar gezeigt. Dies führt manchmal dazu, dass es in der WG turbulent und laut zugeht und Spannungen deutlich spürbar und sichtbar werden.
Für die Mitarbeiter bedeutet dies, die Beweggründe auch für extreme Verhaltensweisen zu verstehen, mit der größtmöglichen Gelassenheit zu reagieren, aber auch manchmal die eigene Hilflosigkeit auszuhalten.
Eine große Herausforderung für Bewohner und Mitarbeiter gleichermaßen.

Viel reden

Da in den meisten Situationen des Alltags unmittelbares Handeln erforderlich ist, ist es sehr wichtig, genügend Raum zu haben, um über die Erfahrungen und das eigene Handeln oder die eigene Ratlosigkeit zu reflektieren.
Was wir tun ist deshalb auch: viel miteinander reden auf Teamsitzungen, Supervisionen und Fortbildungen. Aus unterschiedlichen Gründen steht diese Möglichkeit den meisten Bewohnern der WG nicht zu Verfügung.
Es ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, den Bewohnern durch zunehmend reflektiertes Handeln in unterschiedlichen Situationen die Möglichkeit einer neuen emotionalen Erfahrung zu geben. Ein hoher Anspruch, den wir bestimmt nicht immer erfüllen können. Aus Respekt vor den Bewohnern aber unbedingter Ansporn und Verpflichtung.

Zusammen-Sein

Neben allen Herausforderungen und Routinen des Alltags steht aber das gemeinsame Erleben im Vordergrund. Zusammen (und manchmal auch über sich selbst) lachen, Spaß haben, albern aber auch traurig sein.
Wir feiern gemeinsam Feste:
GeburtstagsfeierGeburtstage mit Gästen, Grillpartys, auch mal im Alltag tanzen. Die jahreszeitlichen Feste bereiten wir gemeinsam vor und erleben sie gemeinsam. Bei Nachbarschaftsfesten sind wir regelmäßig dabei, fahren aber auch mal in die Stadt, ins Kino oder in die Kirche. Die Trauerfeier für einen in der WG verstorbenen Bewohner wurde ebenfalls von Bewohnern und Mitarbeitern der Alten Schule gestaltet. Bei solchen Gelegenheiten spielt es dann gar keine so große Rolle mehr, was „Behinderung“ bedeutet.

Gemeinsam verreisen

Gemeinsam verreisenIm April 2018 konnten wir unsere erste mehrtägige Reise nach Dänemark unternehmen.
Der Mut, sich in einer neuen Umgebung unter unbekannten Voraussetzungen zu bewegen, wurde reichlich belohnt durch wertvolle Erfahrungen, einen neuen Blick aufeinander- und eine Menge Spaß!

Gemeinsam verreisen

 

 

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