Wie für uns alle, so stellt eine sinnvolle Arbeit und Beschäftigung auch für die Menschen, die in der Alten Schule Reitbrook leben, einen wesentlichen Teil des Lebens dar. Sie bietet Struktur und Sicherheit und schafft die Möglichkeit, persönliche Fähigkeiten zu entwickeln und zu nutzen sowie Anerkennung zu erlangen.
Hierbei ist zu berücksichtigen, niemanden an gesellschaftliche Normen anzupassen, innerhalb derer Arbeit in erster Linie als Lohnarbeit verstanden und „Leistung“ an sich als Mehrwert erlebt wird.
Im Vordergrund sollte vielmehr stehen, dass sich die Menschen, die hier leben, als notwendiges und wertvolles Mitglied ihrer Umwelt wahrnehmen, das Einfluss auf sie hat und ihr nicht ausgeliefert ist. Ebenso wichtig ist das Erleben von Wertschätzung, ohne dafür eine vorher definierte Leistung erbracht haben zu müssen. Dieses Erleben von Selbstwirksamkeit stärkt das Selbstbewusstsein und kann zu Veränderung und Entwicklung führen sowie festgefahrene Verhaltensweisen lockern.
Gleichzeitig bietet ein verbindlicher Ort als Ausgangspunkt für Aktivitäten und vertraute Bezugspersonen sowie eine verlässliche Struktur die erforderliche Sicherheit, sich auf ein Terrain außerhalb der verfestigten Muster einzulassen.
So ist ein Ort entstanden, der einerseits Sicherheit vermittelt und andererseits flexibel auf die Bedürfnisse, Fähigkeiten, aber auch Grenzen, derer eingeht, die es nutzen.
Von innen nach außen
Dies wäre alleine innerhalb des Hauses nicht möglich. Wichtig ist es daher, das Mehr-Milieu-Prinzip auf kreative Weise umzusetzen:
In der Binnenstruktur wird dies durch ein multiprofessionelles Team und Einbeziehung der Bewohner in sämtliche Verrichtungen des Alltags erreicht. Dazu gehört ebenfalls, das Geschehen innerhalb der Alten Schule nach außen hin darzustellen, z.B. durch gute Zusammenarbeit mit der regionalen Presse und der Veröffentlichung unseres Blogs.
Durch die Errichtung des Nebengebäudes ist die Möglichkeit geschaffen, kreative und handwerkliche Tätigkeiten außerhalb des Wohngruppenalltages auszuüben.
Gleichzeitig ist das Angebot für andere Nutzer und Akteure offen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Arbeits- und Beschäftigungsangeboten außerhalb des Hauses in Kooperation mit Akteuren aus dem Stadtteil und darüber hinaus.
Den Bewohnern steht es offen, auch eine externe Tagesförderstätte zu besuchen.
Ein großer Teil der Bewohner der Alten Schule ist aber an der starren Umsetzung des Zwei-Milieu-Prinzips gescheitert: Einerseits Wohngruppe, andererseits externe Tagesförderstätte oder Behinderten Werkstatt.
Die alltäglich Anforderung, täglich und teilweise unter Zeitdruck zwischen Wohngruppe und Tagesförderstätte wechseln zu müssen, wurde für sie zu einer Überforderung, der sie und das betreuende Umfeld auf Dauer nicht gewachsen waren.